Mit Bewilligung einer hohen Obrigkeit wird heute auf der hiesigen Schaubühne ein ganz neues Scherz—
Spiel aufgeführt werden,
genannt
Das affectirte Frauenzimmer
Oder
Die Männer—liebende Rosette

mit Arlequin einem lächerlichem Pilgram.
Advertissement.

Zu was für lächerliche Schwachheiten die Ehstands—Begierde und Männerliebe manches Frauenzimmer
bringen kann, legt nicht nur die jährliche, sondern fast tägliche Erfahrung, genugsam an den Tag, zumal
wenn sich bey solcher Art von Frauenzimmer ein absurder Stolz und ridicule Eigenliebe befindet. Man
siehet ja, wie es heutiges Tages bei einer Jeden, auch von dem geringsten Stande allezeit heißen müße:
Mademoiselle. Denn die alte aus der Mode gekommene Jungfernschaft, hat man nebst dem altgeblümten
Zeuge von Kameelhaaren, denen Kammermädgens geschenkt, welche sie aber, als eine heut zu Tage,
wenig mehr geachtete Rarität, denen Kutschern und Unterbedienten aufzuheben gegeben.

Ein gleiches werden wir in der heutigen Action wahrnehmen an Rosetten, einem Frauenzimmer geringen
Standes, welches die Phantasie so weit bringet, daß sie sich nicht allein einbilden läßt, sie sey nicht nur aus
adelichen, sondern sogar aus gräflichen Geblüte entsprossen und alle Mannsbilder müßten sich partout in
sie verlieben etc. Hiebey nun werden die allerlächerlichsten Passagen vorkommen, so ein respect.
Auditorium gewiß vergnügen werden etc.


Die Herbstluft ist sehr rauh; man hört von lauter Flüssen,
Der eine hats im Haupt; der andere an den Füssen,
Der dritte in dem Knie; der vierte auf der Brust,
Daß er ganz heisch, und sich fast gar zu Tode hust,
Ein Zufall aber geht fast durch das ganze Land,
Der heißt: die Jungfern plagt so sehr der Ehestand.

NB. Zur Nachricht dienet, daß die Rosette, die neu ankommende Sängerin vorstellen, und ihre Auftritte
mit vielen angenehmen comiquischen Arien accompagniren wird.

Unterredende Personen:

1) Anselmo, Vater des

2) Florindo

3) Brigello, dessen Diener

4) Gratiano, Vater der

5) Lucinda

6) Clarice, Anverwandtin des Grafen Anselmo

7) Arlequin, ihr Bedienter

8) Silvio, Amant von Lucinden

9) Rosette, eine Gärtnerin

10) Bediente und Porteurs

Vorstellungen und Veränderungen des Theatri sind:
1) Ein ordinaires Zimmer
2) Ein Garten, worin
3)
4) Ihre Parade in der
5) Ein Saal mit Wandleuchtern und Spieltischen ausgezieret.

Der Beschluß machet ein Tanz und eine Nach—Comödie in Versen
genannt: Der plauderhafte Schäfer. Unsere Sängerin aus Petersburg wird mit Italienischen und deutschen Arien sich zu signalisiren trachten.
Der Schauplatz ist in dem bekannten Comödienhause, wo ehedessen die Fechtschule gestanden.
Die Person zahlet in der Loge 2 Tympf, parterre 1 Gulden, auf den anderen Platz 18 Groschen, auf den
dritten Platz 12 Groschen, und auf den letzten Platz 6 Groschen.
Der Vorhang wird präcise halb fünf Uhr eröffnet.

Das schuldige Denk—, Dank— und Ehren—Mahl
Wird heute Montags den 16. November 1733 an stat einer submissen
Dedication vor alle bisher unverdient genossene hohe Gnade Denen Hoch—Edlen, Gestrengen,
Vesten, Hoch— u. Wohl—Weisen Herren HERREN Bürgermeistern und gantzen Hoch—Edlen und Wohl
Weisen Rath der Königlichen Stadt Dantzig zu Ehren
In einer neu—verfertigten Haupt—ACTION
Betittult:
Der Großmüthige SIRÖE
Oder
Die triumphirende Gerechtigkeit und vom Himmel beschützte Unschuld

Nebst vorhergehenden meistentheils musicalischen PROLOGO
Genannt:
Die wieder—hergestellte güldne Zeit.
in gehorsamster Ergebenheit vorgestellet werden
Von denen eine Zeitlang hier subsistirenden, aber bald abgehenden hochteutschen Acteurs.

Kurtzer Inhalt des Prologi.

Bei dem Aufzug der Gardine, welches unter einer musikalischen Entrée mit Trompeten und Pauken
geschieht, siehet man eine sehr lustige und mit einer lebendigen Buscage angefüllte anmuthige Gegend, wo
sich Dantzig als ein Frauenzimmer in einer sehr hellen Wolcke zeiget und unter einen süssen Vogel—Gesang
und rauschenden Wasser—Bächen Ihr Vergnügen in einigen musikalischen Arien und Recitativen an den
Tag leget. Diese Ihre Glückseeligkeit kan der blasse Neid unter den Nahmen Livona nicht mit gelassenen
Augen ansehen, ruffet dannenhero seine höllische Gesellen zu Hülffe, obiges Frauenzimmer zu stürtzen,
welche denn auch alle Kräffte anwenden und unter erregenden Donner und Ungewitter, Ihre Vergnügung
ziemlich verstöhren, wobey sich denn die Wolcke nebst der gantzen Bühne verfinstert. Weil es aber hie
heißt: Premitur, sed non opprimitur, so wird Livona mit ihrem Geschmeiß von dem darzukommenden
Mars und Pallas verjaget, worauff sich sogleich die Bühne verändert, der harte Sturm und schwartze
Finsterniss in eine angenehme Helle verwandelt und sich die 4 Haupt—Tugenden: als die Gerechtigkeit,
Klugheit, Sanfftmuth und Wachtsamkeit presentiren, zum Haupte aber der Stadt Dantzig, folgende Worte
illuminirt zu lesen sind: VIVANT! PATRES PATRIAE! Wobey denn Mercurius, Mars, Pallas und Fortuna
sich mit Dantzig vereinigen, ihre Wünsche frohlockend ablegen und unter Trompeten und Pauken—Schall
dem Prolog den Schluss machen.

Persohnen im Prolog sind:

Dantzig, in Gestalt eines Frauenzimmers.

Pallas, welche an stat des Schildes, das Wappen der Stadt Dantzig führet.

Mars mit seinem Gefolge.

Mercurius.

Fortuna.

Livonia mit ihrem Gefolge.

Ein Tantz von Furien.

Vorstellungen des Theatri:

Eine angenehme Gegend mit einer lebendigen Buscage.
Eine verfinsterte Wolcke unter währendem Sturm und Ungewitter.
Die vier Tugenden als Statuen, nämlich: die Gerechtigkeit, die Klugheit, die Sanfftmuth, die Wachsamkeit
mit eines Hoch—Edlen und Hochweisen Raths Wappen.
Eine illuminirte Schrift: Vivant Patres Patriae in den Wolcken.

Kurtzer Inhalt der Haupt—Action an sich selbst:

Cosroe II. König in Persien wurde von den Schmeicheleyen seines andern gebohrenen Sohnes dermassen eingenommen,
daß er denselben auf den Thron zu setzen, und den erstgebohrenen Sohn Siröe davon
auszuschliessen sich alle Mühe gegeben: Durch falsche Anklagungen wurde auch Siröe zum Tode
condemniret, aber auch von dem ihm geneigten Volke befreyet.

Cosroe hatte unter vielen Siegen das Glück den Asbate, König in Cambaja zu schlagen, ihn umbzubringen
und das gantze Königlich Hauß zu vertilgen, ausser des Asbate Tochter, die schöne Fürstin Emira, welche
durch die Hülffe ihres geliebten Siröe dem Tode entrissen worden. Diese Emira hat sich in Manneskleidern
an den Hof des Cosroe begeben, um den Tod ihrs in der Schlacht ermordeten Vaters an Cosroe zu rächen,
und ihren geliebten Siröe zu sehen, allwo sie dermassen gewust, die Gnad und das Vertrauen von Cosroe zu
gewinnen, daß er sie stets vor ein Mannsbild gehalten und sein ganzes Vertrauen auf sie gesetzet u.s.w.
u.s.w. Und hierauf gründet sich die heutige Action. Die angenehmen Verwickelungen, der Streit zwischen
Ehre und Liebe, und die wunderliche Gemüths—Neigung des Cosroe werden verhoffentlich das Stück
aggreable machen.

Damit aber auch eine Abwechselung der serieussen Materie geschehe, hat man unterschiedliche lustige
Intermezzi zwischen Arleqvin und seiner Murmelia mit untermischet, doch so daß es der Haupt—Materie in
der Connexion nichts benimmt, sondern als lustige Intervalla können betrachtet werden u.s.w. Übrigens
wolle man gütigst dispensiren, wenn nicht alle Personen in Persianischen Habit vorstellig gemacht, weil
wegen gewissen Umbständen hiesiges Theatri oder der hiesigen Compagnie deren Acteurs solches nicht
hat geschehen können.

Spielende Persohnen sind:

Cosroe, König in Persien verliebt in die Laodicea.

Siröe, der Sohn von Cosroe, von der ersten Gemahlin rechtmäßiger Erb—Printz, verliebt in Emira.

Medarso, Sohn des Cosroe von der andern Gemahlin.

Emira, die Fürstin aus Cambaja, Tochter des in der Schlacht ertödteten Königs Asbate, in Mannes—
Kleidern, unter den Nahmen Idaspe, verliebt in Siröe.

Laodicea, verliebt in Siröe, eine Schwester des Arasso.

Arasso, General der Persischen Waffen, Freund von Siröe.

Arleqvin, ein curieuser Amant.

Murmelia, seine Charmante, eine affectirtes Frauen—Zimmer.

Staat und Soldaten.

Veränderungen des Theatri in der Haupt—Aktion.
1. Ein Tempel der Sonnen gewidmet, mit deren Statua und Altar.
2. Das Zimmer des Königs
3. Ein königlicher Garten.
4. Ein Vor—Saal oder
5. Ein Trauer—Zimmer welchs dem Siröe an stat eines Gefängnisses dienet.
6. Ein grosser Saal mit einem Thron, worin die Krönung geschiehet.

NB. Der Veränderungen wegen Arleqvin und seiner Murmelia, so sich in seinen lächerlichen Ehstand
eräugen, zu geschweigen.

Den Schluß wird vor heute machen eine lustige Nach—Comödie aus dem Französischen Moliere entlehnet
und betitult:

Les precieuses Ridicules,
Die kostbahren Lächerlichkeiten.

NB. Der Anfang ist umb 4. Uhr.

Der Schau—Platz ist in der Fecht—Schule. Die Persohn giebt in der Loge 1 Tympff, parterre 1. Gulden, auf
den andern Platz 18. Groschen, auf die Gallerie 12. Groschen, und auf den letzten Platz 6. Groschen.