Eines Laquaiens Monsieur Tout de Bon Curieuser Brief an Eine Vornehme Dame Welche einen geschickten Laquaien verlangt. Darinnen er Ihr seine Qualitäten anrühmet, und beschreibet, Dass er in gantz Europa gewesen, alles gelernet Und zu allen zu gebrauchen sey. Auf eine lustige Art in Versen entworffen. Saltzburg 1733.



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Und Dantzig ist ein Ort der sich auch lässet sehen,
Wer es von aussen sieht, der muss sogleich gestehn,
Dass es sich präsentiert als wie ein Hauffen Städte,
Und kommt man denn hinein, ist's wie ein Wochenbette.
Die Gassen sind sehr eng ein Fremder hat nicht Raum,
Er muss die quere gehn, und passirt doch noch kaum,
Und darum ist man auch in Gehen sehr bemühet,
Weil hier der Kutscher Brut auf keinen Menschen siehet,
Sie fahren auf uns loss, und schmählet man sie aus,
So peitschen sie uns noch wie eine Fledermauß.
Was fängt man mit sie an? Es lebt hier alles frey?
Der Pöbel ist sehr grob, und steht einander bey,
Darff doch ein Herr hier selbst dem eignen Knecht nichts sagen,
Er wird ihm Augenblicks beym Magistrat verklagen,
Wer recht geschimpfft will sein, daß er sich rühmen kan,
Geh' auf den Fisch—Marck hin, und fange Händel an
Die Damens lassen ihm daselbst kein bißchen Ehre,
Und wenn er auch ein Printz von Fez—Marocco wäre,
Da gehts du Galgen—Döf, du Schalck, du Rackerknecht,
Und anderes noch mehr, en fin sie könnens recht.
Das ärgste ist allhier, des Teufels Nacht Gespenster,
Die schnurren daß es kracht, durch Thüren und durch Fenster
Man wacht in einer Nacht zu funffzig Malen auf,
Man schläft kaum wieder ein, so schnurrt es wieder drauf.
So schnurr ‐ so gurr ‐ so murr ‐ du höllischer Consorte.
Ey hätte man Dich nur an einem andren Orte,
Das schnurren solte dir bei meiner Treu vergehn,
Hier aber muss man doch den Schnurrer lassen stehn,
Es ist nicht wohlgethan die Fremden so zu schrecken,

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Und sie von ihrem Schlaf so vielmals aufzuwecken;
Am Tage sieht man auch erschröcklich viel Gespenster,
Das ist das Frauen—Volck mit ihren Leinwand—Fenster,
Da kucken sie heraus, wie aus der Milch die Fliege,
Von weiten sehen sie wie eine Schleier—Ziege.
Wenn jemand kranck will seyn, so zieht man vor die Strassen,
Verfluchte Ketten vor, da fällt man auf die Naasen,
Wenn man so höflich wär, und thät es bey Laternen,
So sähe man das Aas doch endlich noch von fernen,
So aber sieht man nichts, biß man im Kothe liegt,
Dan frisst man sich hindurch, wie wohl gantz mißvergnügt,
Wer etwas spät zu Nachts muß bey die Speyger gehen,
Der hüte sich, dass ihn die Hunde ja nicht sehen,
Sonst wird er gantz gewiß von ihnen umgebracht,
Wenn ihm der Wächter nicht bei Zeiten Hülffe macht.
Dann klappert dieser nur mit der Rosinen—Stange,
So läst der Hund gleich ab und geht nach seinem Fange,
Ist wol was artlicher dass man erdencken kan?
Die Hunde lässt man frey, die Gassen schliesst man an,
Will man die schöne Stadt von aussen recht besehen,
So muß man auf den Stoltz— und Bischoffsberg nauf gehen.
Alleine nur hinauf hinein das macht Verdacht,
Und wenn man es erzehlt, so wird man ausgelacht.
Man sagt: Man kan sich da in schönen Künsten üben,
Weil Adams Dendeley da werde stark getrieben.