Danzig Oe 27
Memoriae et Virtuti
Domini
Joannis
Andreae
Thümmel,
Consulis Civitatis Gedanensis
S.

Wenn strenger Winde Wuth an rauhes Uffer prellt,
Mit drängender Gewalt die härtste Felsen splittert,
Des Meeres Abgrund regt, der Wellen Fluth erschittert,
Der Schiffe festen Bau, als morsches Eyß, zerschellt:
Wenn mit erhitztem Grimm des Blitzes Donner—Rasseln
Die schwartzen Luffte bricht, daß Mast und Ancker prasseln:

So wird der Menschen Hertz durch bange Furcht beklemmt,
Die bey gehäuffter Angst den Todt vor Augen schauen,
Und sich in der Gefahr den Wellen anvertrauen,
Bis endlich Sturm und Schlag sein grauses Rasen hemmt.
Noch grösser ist die Noth, wenn diese sie verlassen,
Die noch zu ihrem Trost das Ruder solten fassen.

Nicht anders, düncket mich, geschiehet einer Stadt,
Die bey verworrner Zeit, da sich ein Wetter zeiget
Und dessen schwangre Dufft aus Nord und Westen steiget,
Der klugen Väter Schutz und der Regenten Rath
In zweiffelhaffter Angst mit Jammer muß entbehren,
Wodurch sie sonsten sich des Kummers kan erwehren.

Ach! daß nicht Dantzig auch dergleichen klugen Mann,
Herr Thümmeln jetzund müst zu ihrem Schmertz verliehren,
An dem kein falscher Sinn, nur Redligkeit, zu spühren:
Wie dies die gantze Stadt von Ihm bezeugen kan.
Wenn solche Väter mehr zu irem Schaden sterben,
So sieht die gute Stadt ihr Unglück, ihr Verderben.

Ein jeder fand bey Ihm in Nöthen Trost und Rath;
Man konte frey Sein Wort, als ein Oracul achten,
Und an den Augen schon des Hertzens Sinn betrachten,
Wie die Erfahrung es genung erwiesen hat.
Deßwegen wird Sein Grab stetz diesen Nachruhm haben:
Hier liegt ein redlicher PAPINIAN begraben!

Dieses wolte bey schmertzlichem Hintritte des Wohlseeligen Herrn
Aus schuldiger Pflicht entwerffen
Jo. Ad. Kulmus, Med. Doct.
Ejus. & Philos. Nat. Prof. Atq; Academ.
Nat. Curios. Sodalis.