Georg Daniel Seyler
About Schiedlitz outside Danzig Seyler wrote: "Allein dero
Russen auffrichtigen Mit-Brüder, die Cosacken, waren aller Orten
indessen die Auffmercksamsten, liessen ihren räuberischen Augen
nichts entwischen, übeten die grausamsten Ruchlosigkeiten an denen
armen verlassenen Land-Leuten, so sie ihrer Gewalt nicht
wiedersetzen konten, auf das allerärgste aus, waren sie zwar
Meister geworden, auch daß allerverborgenste zu erhaschen, so
schoneten sie doch nicht, die armen unschuldigen Menschen groß und
klein, nackend auszuziehn, ja gar auf mörderische Art um ihre
Gesundheit und Leben zu bringen . . . " (28)
The first bomb to hit the city ( 21 March, 5 pm) "nahm einem
unschuldigen Kinde von 1 1/2 Jahr, so eine Magd auf dem Arme trug
und damit am Fenster stunde, das Aermgen bis an das Gelencke weg .
. . " (29)
On the other side of the Vistula "[übeten] sogar die
Milch-Weiber ihr kriegerisches Hertz an denen Cosacken aus. . . ,
weiln diese unangenehme Gäste öffters Nachbarschafft machen
wollten, so aber jederzeit blutig abgelauffen." (35)
In an accident, a rifle "[schoß] einen Zinngiesser-Jungen, so
eben ein zersprungen Gewehr dahin gebracht, den Leib entzwey . . .
. Der gleichen Unglücks-Fälle geschahen gar viel, da bald da, eine
Magd ohne Kopff, dort ein Mensch ohne Arm, an einem andern Orte
ein Junge mit zerknirschten Beinen lag; dessen ungeachtet gieng
jedwedes auf denen Strassen seine Wege . . . ." (45)
People took to their cellars, but the wife of Mayor Ferber
"hatte das Unglück . . . als sie sich eben in ihrem Keller, aus
Furcht vor denen Bomben, retirirte, von bey sich habenden
schwarzen Kohlen-Dampff um ihr Leben gekommen, dann da sie aus
ihren besondern Ursachen des Nachts niemand bey sich im Keller
behalten wollte, und sie des Morgens nicht nach ihrer Gewohnheit
die Thüre öffnete, selbige auch zu lange verschlossen bliebe, bis
man sie endlich einschlug, fand man sie auf ihrem Bette ohne
Empfindung; und ob sie schon wieder etwas zu sich kam, muste sie
doch den andern Tag von dem an sich gezogenen Kohlen-Gifft die
Schuld der Natur bezahlen." (55f.)
"Es war jämmerlich und entsetzlich, wie manchmal die von denen
grausamen Bomben zerstimmelte Menschen ohne Arme, Beine und
Köpffe, ja gantz zerschmettert, sowol in denen Häusern, als auf
denen Strassen herum lagen . . . ." (57)
"Die Einwohner von Dantzig sassen am 9ten May Abends gantz gelassen vor ihren Quartieren
an denen Thoren zu Langgarten, und sahen mit grossen Schmerzen
die ihnen so höchst-schädlichen Bomben aus denen Rußischen
Schantzen aufsteigen, und ihre verlassene Häuser fallen, als sie
nach 10. Uhr, durch ein jähling in denen Aussenwercken
entstandenes Schiessen und Canoniren, in die gröste Alteration und
Schrecken gesetzt wurden. Es fiel erbärmlich in die Augen, wie
das beständige Blitzen von denen Canon Schussen und Salven aus
kleinem Gewehr den gantzen Himmel erleuchtete, und die häuffig auf
einander folgenden Bomben denen armen Leuten, die noch in der
Stadt waren, den gäntzlichen Untergang ihres elenden Lebens
droheten. Es wurde zwar überall die Sturm-Glocke geschlagen, und
die Lermen-Trommeln giengen durch alle Strassen, ja alle Bürger
und junge Mannschafft lieffen mit ihrem Gewehr, und mit Pulver und
Bley wohl versehen, auf ihre Lermen-Plätze, aber niemand wuste zu
sagen, was dieses alles bedeute. Das immerfort daurende sehr
hefftige Feuren ließ gleichwol muthmassen, daß etwas wichtiges
vorginge, und die ausgeschickten Reuters brachten endlich die
betrübte Zeitung, daß die Russen, unter dem Commando des
commandirenden Herrn Generals Lascy, eine formelle Attaque an dem
Kessel bey dem Majoren-Thor, nebst dem Hagels-Berg thäten, wiewohl
sie schon vorher 2. falsche Attaquen, die eine am Olivischen
Thore, und die andere am Legen-Thore gemacht hatten. Niemand war
hertzhaffter, als die Bürger, ihren Feind von denen Wällen
abzuhalten, dahin sie sich in bester Ordnung begaben, um ihre
Freyheit zu beschützen, und niemand war bestürtzter und
ängstlicher, als die Weiber und Kinder, welche besorgten, ihre
Männer und Väter zu verliehren. Das Lamentiren derselben war
unbeschreiblich, und das Wehklagen und Jammern derer armen Leute
unerhört. Niemahlen hat man so häuffig die Strassen mit armen
Leuten belagert gesehen, welche mit ihrem wehmüthigsten Geschrey
zu Gott den Himmel bestürmeten, und nach einem 5stündigen Lermen
endlich den Sieg vor die Stadt erbetheten und besungen."
(65f.)
"Die alten Weiber bezeigten auch nicht wenigen Eifer gegen die
Russen, wenn selbige sie schiessen höreten, da war ein Fluch zu
finden, welchen sie nicht auff plat-deutscher Sprache ausstiessen,
jedesmahl so in specie eine Bombe aufgestiegen kame, so speiten
sie 3 mahl aus, phy, phy, phy, da kömmt dee Drack getagen, sie
ermahneten alle, daß sie musten Gesellschafft leisten, damit
dieser Drache sich nicht zu ihnen ziehen möchte, ja sie hatten
vielerley Aberglauben, in specie wer etwas von einer Bombe oder
Kugel im Hause hätte, der würde sich von solche Beesters mehr auf
den Hals ziehen. Es geschahe so gar von solchen tapffern alten
Weibern auf der Alt-Stadt, als im feinlichen Lager vieles
geschossen wurde, da dann ein Jeder vermeinte, daß die Russen
stürmen würden, ergrieffen diese einen auf der Strasse stehenden
Leiter-Wagen, eine Jedwede machte sich von solchem ein Gewehr, dem
Feinde bey seinem Einfall zu begegnen, und gewiß würden auch
hundert tausend Mann feindliche Völcker, sich von den sämtlichen
Einwohnern massacriret haben sehen müssen, dann die Erbitterung
war hefftig und groß." (72)
"Der Herr Graf von Münnich bemühete sich auf allerhand Art die
Dantziger zur Raison zu bringen, gleichwol reussirte er nicht, ob
er auch schon an die 2000 abgebrandte und ausgeplunderte arme und
gantz nackende Personen aus der Nehrung an das Langgartsche Thor
recht jämmerlich treiben ließ, daß sie denen Einwohnern der Stadt
das Elend der Land-Leute zu Gemüthe führen solten." (75)
During the ceasefire: "Hier sahe man ein Haus ohne Giebel, dort
eines ohne Fenster, bey einem andern hingegen, die Tapeten und
zersplitterte Balcken durch die zerbrochene Fenster auf die
Strassen . . . " (77)
[Georg Daniel Seyler. Accurate Nachricht von der Russisch und
Sächsischen Belager- und Bombardirung der Danzig. Nebst einem dazu
nöhtigen Anhange derer Manifeste, Edicte, Briefe, und anderen
Schriften. Cöln, Hans Paul Merian 1735.]